Warum Kaz Brekker für mich nicht aro/ace ist

Kommentar von Emma

Ganz eventuell könntet ihr in meinem letzten Beitrag bemerkt haben, dass ich „Das Lied der Krähen“ und „Das Gold der Krähen“ von Leigh Bardugo aaaaaaaaaaaaaaaabsolut liebe. Weil diese Bücher grandios sind, aber ich lasse das Schwärmen jetzt einfach, weil das könnt ihr euch ja hier ansehen.

Aber wenn ich ein Buch so sehr liebe wie die Krähen-Dilogie, dann kann ich quasi stundenlang Fanart auf Pinterest und auf Insta (okay, aber vor allem Pinterest) verbringen und die Charaktere anhimmeln. Pinterest ist toll. Wirklich.

Aber um zum Inhalt davon zu kommen, was ich hier fabriziere, schaut euch bitte diesen Pin an, den ich neulich aus Zufall entdeckt habe und der mich seeeeeeeeeeehr aufgeregt hat:

Ja okay. Das erste, was ich dachte, als ich den Pin gesehen habe, war: „Hä, wieso sollte jemand auf die Idee kommen, dass Kaz asexuell ist? Er hat ein Trauma. Das ist etwas anderes.“

Aber weil es mich so sehr irritiert hat, habe ich ein wenig recherchiert (ich mag das Wort. Klingt viel cooler als „gegoogelt“) und dabei unter anderem diesen Artikel gefunden:

In den meisten Artikeln / Pins / whatever steht, er sei asexuell und demiromantisch. Und ich will darüber auch gar nicht urteilen, kann ja jede*r denken, was er*sie will.

So, und jetzt werde ich euch erklären, warum mich das allerdings so sehr aufregt und warum ich dem nicht zustimme.

Achtung, ab jetzt geht es mit gaaaaanz viel SPOILER weiter, weil ich ja logischerweise auf den Inhalt eingehen muss.

Als erstes einmal kurz zur Erinnerung: Es gibt einen Unterschied zwischen s*xueller/romantischer Attraktion und dem Wunsch nach s*xueller/romantischer Nähe und Intimität. Und ich finde, das ist auch schon der Knackpunkt in Kaz’s Fall. Denn: Kaz verspürt keinen Wunsch nach dieser Intimität, aber die Attraktion ist schon da. Es gibt da so einige Stellen mit Inej, in denen man das ein bisschen sieht, und diese eine Stelle, wo er sich an dieses Mädchen aus seiner Vergangenheit erinnert, deren Namen ich leider vergessen habe. Und an der Stelle merkt man, so finde ich, ziemlich deutlich, dass er von diesem Mädchen schon angezogen wird. Und das nicht nur auf s*xueller, sondern auch aauf romantischer Ebene. Klar, asexuell bedeutet, dass jemand keine s*xuelle Attraktion verspürt. Demiromantisch bedeutet, romantische Anziehung nur zu Leuten zu verspüren, zu denen man eine engere Bindung aufgebaut hat, und das trifft ja bei Vergangenheits-Mädchen nicht zu.

Okay, soweit dazu.

Dieses ganze Kaz-Brekker-ist-ace-Zeug kommt vielleicht auch daher, dass es keine so wirklich intime Stelle zwischen ihnen gibt. Aber das liegt an Kaz‘ Trauma und auch an Inejs Vergangenheit, denke ich, und außerdem: S*x ist nicht das ganze Leben. Auch wenn das schwer zu glauben ist. Und ich fand es grade schön, dass es in dem ganzen Buch keine s*xuelle Intimität gab, weil wie gesagt, das wird überbewertet und ist ja auch gar nicht der Hauptinhalt der Reihe.

Was mich noch gestört hat, ist aber vor allem das hier: Warum glauben die Leute, über die Sexualität einer anderen Person urteilen zu können? Warum muss immer alles definiert werden? Warum muss jede Buchfigur unbedingt einem Label zugeordnet werden? Das ist doch eigentlich gar nicht wichtig. Lasst doch die Leute einfach lieben oder eben nicht lieben, wen sie wollen.

Und selbst wenn Kaz asexuell wäre, wäre das keine Repräsentation, die ich mir wünschen würde. Denn Kaz entspricht einfach genau diesem ace-Klischee: Zutiefst traumatisiert und von der Wirkung her irgendwie gefühllos. Und für Leute, die die Liebe zum Zentrum ihres Lebens gemacht haben (und da hab ich ja auch gar nichts dagegen), ist es sich vielleicht leichter zu erklären, dass eine Person keine s*xuelle oder romantische Attraktion empfindet, wenn diese Person ein Trauma erlebt hat. Wenn es ein Grund dafür gibt, das dieser Person etwas „fehlt“. Weil ohmeingott, wie soll man ohne Liebe überhaupt leben, wo ist da denn dann der Sinn? Und dass aspec-Leute gefühllos sind, ist noch so ein obernerviges Klischee, das wir bitte einfach aus dem Weg räumen können. Ganz zu schweigen dazu, dass diese Posts wahrscheinlich großteils von alle-Leuten stammen. Aber hey, jede*r empfindet S*xualität und Romantik anders, und das ist ja auch voll okay.

Okay, aber das Fazit: Lasst die Buchfiguren doch einfach lieben, wen sie wollen, und zwingt nicht allem und jedem ein Label auf.

Happy Aromatic Spectrum Awareness Week, meine Freund*innen.

Und PS: schaut euch doch mal das Ende dieses Videos von der ziemlich coolen BookTuberin Katie can’t read an. Ich mag sie und ich glaube, sie sagt im Grunde das selbe wie ich nur auf Englisch.

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